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Mehr als Dämmen

15.06.2023 Katharina Köppen, Faktor Journalisten

Ein effizientes Gebäude kann man auf verschiedene Arten erreichen. Nicht nur Dämmung und Heizung, auch Architektur, Bauweise und Materialien haben einen Einfluss auf Raumklima und Energieeffizienz.

Neubauten haben sie immer, Altbauten sollen sie erhalten: eine gute Dämmung. Sie hat einen grossen Anteil daran, dass Gebäude in den letzten Jahrzehnten deutlich energieeffizienter geworden sind. Auch verbesserte Fenster tragen zu einer dichten Gebäudehülle bei, über die möglichst wenig Wärme entweicht. In Kombination mit einer effizienten Heizung mit erneuerbaren Energieträgern ist schon ziemlich viel erreicht. Beachtet man zudem ein paar grundlegende bauliche Aspekte, kann man die Energieeffizienz weiter steigern und insgesamt nachhaltiger bauen.

Heizenergie und Stromverbrauch sind ja nur ein Teil der Nachhaltigkeits-Rechnung. Heutige Neubauten sind so effizient, dass ihr Bau oft mehr Energie benötigt und Treibhausgase (THG) freisetzt als ihr Betrieb über die gesamte Lebensdauer. Zurückhaltung beim Bauen und eine bedachte Materialwahl unter Einbezug der Ökobilanz schonen Ressourcen und sparen Energie sowie Treibhausgasemissionen. Und darum geht es ja schlussendlich bei den Effizienzbemühungen. Eine niedrige Heizkosten- und Stromrechnung sind dabei schöne Effekte, die man auch unmittelbar im Portemonnaie spürt. 

Licht und Wärme der Sonne nutzen

Die ganzheitliche Planung beginnt bei der Platzierung und Ausrichtung des Gebäudes auf dem Grundstück unter Einbezug der lokalen Sonnenstände sowie der Verschattungen durch Nachbargebäude, Vegetation und Gelände. Ein kompakter Baukörper hat eine kleinere Fassadenfläche als ein verwinkelter Bau. Das bedeutet weniger Aussenmauern, die gedämmt werden müssen, und geringere Wärmeverluste. Flächensparende Grundrisse helfen ebenfalls, Energie, Ressourcen und oft auch Baukosten zu sparen. Mit einer geschickten Anordnung der Wohnräume nutzt man das natürliche Licht und die solaren Gewinne, also die Erwärmung der Räume mittels Sonneneinstrahlung, bestmöglich.

Essenziell dafür sind zudem sorgfältig positionierte und dimensionierte Fenster. Bei der Planung darf man indes nicht nur an die Heizperiode denken, sondern muss auch heisse Sommertage beachten. Dann heizt Sonneneinstrahlung die Räume übermässig auf. Geht man mit einem Klimagerät dagegen an, macht das einen Teil der Effizienzbemühungen durch höheren Stromverbrauch und THG-Emissionen zunichte. Für die Fenster muss daher ein Kompromiss zwischen Tageslichteinfall, Ausblick, solaren Gewinnen und sommerlichem Wärmeschutz gefunden werden. Zu Letzterem gehört ein beweglicher aussenliegender Sonnenschutz an exponierten Fenstern. Auch die Nachtauskühlung ist sehr effektiv, um die Raumluft durch Lüften während der Nacht auf natürliche Weise abzukühlen. Beides lässt sich auch bei vielen Altbauten einsetzen respektive nachrüsten.

Das Haus als Wärmespeicher

Neben der Gebäudehülle hat auch die Bauweise Einfluss auf Raumklima und Energiebedarf. Wichtig ist die thermische Speicherfähigkeit: Massive Böden, Wände und Decken speichern Wärme und geben diese langsam wieder ab. So muss man im Winter weniger heizen, und im Sommer heizen die Räume weniger schnell auf. Dafür muss nicht die gesamte Konstruktion massiv sein, auch einzelne massive Bauteile in einem Holzbau beispielsweise können die Funktion des thermischen Speichers übernehmen.

Die Gestaltung des Aussenraums beeinflusst das Raumklima ebenfalls, besonders im Sommer. Stein, Beton oder Asphalt heizen sich und damit auch die Umgebung bei Sonneneinstrahlung auf – Lüften bringt dann keine Abkühlung. Grünflächen und Bäume hingegen kühlen die Umgebungsluft und spenden Schatten.

Dieser Artikel gibt nur einen groben Überblick über die zahlreichen Massnahmen, die bei einer ganzheitlichen Bauplanung zu einem funktionierenden Ganzen zusammengefügt und optimal aufeinander abgestimmt werden müssen. Eine sorgfältige integrale Planung vom ersten Entwurf an ist daher unabdingbar. Zudem muss man sich bewusst sein, dass ein energieeffizientes Haus nicht automatisch energiesparendes Verhalten mit sich bringt. Auch wenn es wenig kostet, sollte man Räume nicht unnötig beheizen. Es ist an den Bewohnern, das Effizienzpotenzial des Gebäudes auszuschöpfen.